‚Landschaft – Neue Aspekte‘
Mitgliederausstellung des Kunstvereins
Ausstellung vom
5. Januar bis 1. Februar 2008
Aus der Rede zur Eröffnung: Landschaft – Neue Aspekte
Der Begriff Landschaft erweist sich als vielschichtig. Jeder weiß, was eine Landschaft ist. Wir alle assoziieren möglicherweise etwas sehr Ähnliches: Spazieren, Wandern, Erholung, gute Luft, Muße, Ruhe, Abgeschiedenheit, die Seele baumeln lassen. Es gibt Landschaften, die sehr beliebt sind, über manch anderen Landstrich spricht niemand. Solche Wertungen unterliegen übrigens auch dem Wandel und der Mode – denken Sie an die hohe Zeit der Rheinromantik – und auch dem kulturellen Kontext.
Was reizt uns eigentlich an bestimmten Landschaften?
Die Landschaft als solche gibt es nicht, sie ist eine zeitgebundene Wahrnehmungsform unserer Kultur.
Und wenn das schon in unserem Alltagsbewußtsein so ist, dann können wir annehmen, dass es erst recht in der Kunst so ist. Dass Landschaften an unser Inneres, an unsere Befindlichkeit rühren, kann jeder nachempfinden.
Die Landschaft als Schauplatz einer chaotischen Natur bleibt aber gegenüber unseren menschlichen Belangen völlig gleichgültig. Wir haben uns lediglich mit dem, was wir Landschaft nennen, eine Fläche geschaffen, auf die wir das projizieren können, was eigentlich in unserem Inneren liegt. Die Landschaft als Spiegel der Seele.
Und mehr noch: wir wollen Landschaften sehen. Auch dort, wo eigentlich keine sind. Und so kommt es, dass wir die „Landschaft“ auf der Einladungskarte, die Frank Baquet entworfen hat, als solche nehmen, obwohl sie kaum Merkmale einer solchen enthält… Eine Art Gitternetz, wellig geformt, sodass wir Täler und Hügel sehen, wo keine sind. Vielleicht ist aber genau das, was uns hier begegnet, der Schlüssel zum Verständnis der Werke dieser Ausstellung. Denn Künstler haben es in der Hand, die Landschaft nach ihren Vorstellungen zu modifizieren, ja sogar völlig neu zu konzipieren. Die Auseinandersetzung mit Landschaft in der Kunst ist letztlich auch eine Auseinandersetzung mit uns selbst.
Reinhard Lättgen, Januar 2008