Mit der Einzelausstellung »The Seed« im Kunstverein für den Rhein-Einladung Vernissage KampSieg-Kreis stellt Isabell Kamp in ihrer Heimat aus und bespielt diesen – im besten Sinne – eigenwilligen Ort des Pumpwerks in Siegburg mit ihren Objekten aus Keramik die um die Befindlichkeiten des Menschen kreisen. Der Titel ist der gleichnamigen und erst kürzlich entstandenden Arbeit entlehnt und spielt auf einen Anfang im Kleinen an: der Gedanke das sich Ideen, Chancen, Möglichkeiten, Pläne über einen beiläufigen Impuls entwickeln und bestenfalls in die Tiefe gehen und sich etablieren. Der Ausstellungsraum unterstützt durch seine individuelle Architektur diese Intention. Je weiter es in die Tiefe geht, desto eindringlicher werden die Objekte in Ihrer Wirkung unterstützt und ihrer Verbindung zur Realität mehr und mehr enthoben. Die Metapher zwischen den Räumen unter der Erde und der Wirkstätte des Unterbewusstsein ist geradezu offensichtlich. Bei aller Gedankenfülle und Ernsthaftigkeit sieht man aber auch immer wieder einen leisen Humor hindurchscheinen, wodurch eine Offenheit erschaffen wird die verschiedenen Inhalte spielerisch einzuverleiben.
„Ohne eine spezifische Agenda zu verfolgen, reflektieren die Arbeiten von Isabell Kamp persönliche Beobachtungen, aktuelles Geschehen und Aspekte des sozialen Miteinander. Sie sagen etwas über eine Welt aus, die es mitunter notwendig macht, ein (inneres) Schutzschild anzulegen, über das Leben in einer Gesellschaft, die uns Regeln und Kommunikationsstrukturen an die Hand gibt, die sich in der praktischen Anwendung als fehleranfällig oder unbrauchbar erweisen. Im Spiel mit Doppeldeutigkeiten auf medialer, motivischer und sprachlicher Ebene ermöglicht das Werk von Isabell Kamp einen individuellen Zugriff auf die komplexen Gefüge unserer Zeit. Dabei bricht es aus jeglichem Regelwerk aus und zeigt den Menschen in seiner Imperfektion und seiner emotionalen Inkonsistenz. Bei dem Versuch, die eigene Empfindung ins Dreidimensionale zu übersetzen, wird mit enigmatischen Darstellungen ihre Flüchtigkeit und Ambivalenz verdeutlicht. Der Pfad, der zum Innersten führt, lässt auf endlosen Wegen mäandern. Es bleibt bei einer Erprobung, einer visuellen Annäherung an Zustände, für die es keine konkrete Form gibt.“ (Clara Märtterer, Kuratorin (Katalog »Inmost« 2023, Textauszug))
Isabell Kamp ist 1980 geboren in Bonn und lebte bis zu Ihrem Kunststudium im Köln-Bonner-Raum. Studiert hat sie ab 2003 Malerei an der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste in Stuttgart und hat dort 2008 mit Diplom abgeschlossen. In Süddeutschland begann ihre erste Zusammenarbeit mit der Galerie Thron in Reutlingen von 2004 bis 2014. Zwischen 2008 und 2019 befand sich ihr Lebensmittelpunkt in Hamburg wo sie als freischaffende Künstlerin tätig war. Dort arbeitete Kamp in der Ateliergemeinschaft „2025 Kunst und Kultur e.V.“ und startet die Zusammenarbeit mit der Galerie Feinkunst Krüger in 2014. Ab 2001 startet ihre Ausstellungstätigkeit im In- und Ausland in Galerien, Kunstvereinen, Städtischen Galerien, Universitäten und Museen; dabei ausgezeichnet mit verschiedenen Artist in Residencies, Nominierungen und Kunstpreisen. Zuletzt wurde Sie mit dem Luise-Straus-Preis geehrt und stellte dieses Jahr im Max Ernst Museum des LVR in Brühl aus. Kamp lebt und arbeitet seit 2019 wieder in ihrer alten Heimat dem Rhein-Sieg-Kreis und ist 2021 dem BBK Bonn Rhein-Sieg e.V. beigetreten.
Künstlerisch gesehen gab es 2012 eine radikale Veränderung in der Materialität der Arbeiten: weg von der zweidimensionalen Zeichnung und Malerei, hin zu dreidimensionalen Objekten deren Hauptbestandteil aus Keramik besteht, teilweise mit Erweiterungen aus Holz, Metall und Stoff. Thematisch geht es seit jeher um eine thesenartige Erprobung unterschiedlicher Gedanken über Kommunikationsstrukturen in zwischenmenschlichen Beziehungen. In der Auseinandersetzung mit der menschlichen Erscheinung und ihrer Körpersprache baut Kamp Fragestellungen, Ideen und Wahrnehmungen ein. Das Leitmotiv ist die Suche nach visuellen Entsprechungen für emotionale Befindlichkeiten.